Mittwoch, 3. Dezember 2014
Nieselregen
Immer hat sie versucht unterzugehen, in der Menge zur verschwinden, um nicht ihr Opfer zu werden und vielleicht unauffällig ein Teil von ihnen zu werden. Ihre Träume und Leidenschaften hat sie unterdrückt, ihnen nur Zuhause Luft zum Atmen und reifen gegeben. Es war anstrengend. Es hat sie kaputt gemacht. Sie war am Boden und wollte nicht mehr aufstehen. Keinen Schritt mehr gehen. Nicht vor ihnen weglaufen, aber auch nicht entgegen. Unsichtbar sein. Sie wollte einfach leben. Die Anderen haben trotzdem einen Bogen um sie gemacht, sie überhaupt nicht beachtet. Wie Nieselregen. Wie Staub. Wie die kleine Wolke neben der Großen; die Große, die die Sonne verdeckt.
Sie hat lange gebraucht um zu verstehen, dass ihr diese Methode nicht hilft, dass es sie nur unglücklich macht. Und dass man, wenn man versucht unauffällig zu sein, am auffälligsten ist.
Da färbte sie sich die Haare blau, trug die Klamotten die keiner trug, stand zu ihrer Lieblingsmusik und lachte über das, was sonst keiner lustig fand. Alle schauen sie an. Fangen an über sie zu reden, nehmen sie wahr. Sie finden sie interessant. Sie ist nicht langweilig, sie ist anders.
Sie ist glücklich.
Sie will lieber die Große Wolke sein, die die Sonne, den Scheinwerfer der Cliquen, verdeckt. Ein Gewitter, das Einfluss auf den Alltag der Anderen nimmt, will sie sein. Lieber merkwürdig, als langweilig. Denn wer merkwürdig ist, wird so schnell nicht vergessen. Langeweile dagegen macht vergesslich, zu mindestens bei Menschen.



Dienstag, 25. November 2014
Einen Versuch ist es wert
Vera wusste von Anfang an, es würde ein schlechter Tag werden, schon als sie aus dem Bett stieg. Sie fand nichts, was sie gerne getragen hätte, die Milch war leer, weshalb sie ihr Müsli wohl oder übel mit Jogurt essen musste. Und dann war sie auch noch zu spät und musste die Treppe hinunter hetzen, wobei sie ihre Nachbarin rempelte. „Können sie nicht aufpassen?!“, rief ihr die Frau nach und schüttelte verständnislos den Kopf, als Vera sich nicht entschuldigte und stumm die Treppen hinunter rannte. Der Bus fuhr ihr gerade vor der Nase weg, obwohl sie ihm noch aufgebracht signalisierte, stehen zu bleiben. Mürrisch setzet sie sich auf den Platz an der Bushaltestelle und wartete. „Guten Tag, ist da noch frei?“, fragte eine ältere Dame und deutete auf den Platz neben Vera. „Ja“, grummelte sie nicht gerade freundlich und nahm ihre Handtasche von der Bank. Die Zeit schien stillzustehen und es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis endlich der Bus vorfuhr. Sie setzte sich an einen Fensterplatz und beobachtete, wie eine Bushaltestelle nach der anderen vorbeizog. An der Uni stieg sie aus und rannte zu ihrem Unterrichtssaal. Sie riss die Tür auf und starrte in die verwirrten Blicke ihrer Mitstudenten und die des Professors. Sie war normalerweise immer pünktlich. Ohne ein Wort ging sie schnell auf ihren Platz. Neben ihr saß ein Mann, den sie zum ersten Mal hier sah. „Hallo, ich bin Lars. Ich habe mein Studienfach gewechselt und schaue jetzt mal hier rein!“, sagte er und schaute Vera erwartungsvoll an. „Aha!“, sagte sie nur und versuchte hektisch Ordnung in ihre Unterlagen zu bringen, die sie morgens noch schnell vom Tisch zusammengesucht hatte. Enttäuscht drehte sich Lars wieder nach vorne und hörte dem Professor zu. Dieser blickte überrascht zu Vera hinüber, als sie die Frage, die er gerade gestellt hatte, beantworten wollte. „Ich glaube sie sollten sich mal zurückhalten.“ Normalerweise war der Professor immer sehr freudig über ihrer Antworten. Aber es war ein schlechter Tag, wie Vera von Anfang an gewusst hatte.
Luna hatte das Gefühl, es würde kein guter Tag werden, aber sie wollte sich nicht direkt aus der Bahn werfen lassen. Als sie nichts Schönes zum anziehen fand, zog sie noch einmal dasselbe an, wie am Vortag, würde schon keinem auffallen. In der Küche stellte sie fest, dass sie vergessen hatte Milch zu kaufen und aß daher ihr Müsli mit Jogurt, was eigentlich auch nicht schlecht schmeckte, das könnte sie öfter essen. Leider war sie etwas spät dran und beeilte sich die Treppen ihres Hauses hinunter zu laufen. Dabei rempelte sie ausversehen ihre Nachbarin. „Oh, das tut mir leid, ich war etwas in Eile!“, entschuldigte sie sich und half der Nachbarin schnell, die Post aufzusammeln. „Ist doch nicht schlimm, gehen sie nur, wenn sie es eilig haben!“, erwiderte sie freundlich und lächelte Luna zu. Die wünschte ihr noch einen schönen Tag und eilte hinunter zur Bushaltestelle. Leider schaffte sie es nicht mehr, den Bus aufzuhalten und musste daher auf den nächsten warten. Sie setzte sich und sortierte ihre Notizen für den Unterricht, die sie noch schnell ergriffen hatte, bevor sie die Wohnung verlassen hatte. „Guten Tag, ist da noch frei?“, fragte eine ältere Dame und deutete auf den Platz neben Luna. „Ja natürlich, Verzeihung!“, sagte Luna, als sie schnell ihre Tasche von der Bank nahm. „Kein Problem. Wo wollen sie denn hin?“, erkundigte sich die Frau. Luna erzählte von ihrem stressigen Morgen und die Frau begann grade eine Geschichte aus ihrer Studienzeit, als schon Lunas Bus kam. „Tut mir leid, aber das ist mein Bus. War schön mit ihnen geredet zu haben!“, verabschiedete sie sich und stieg in den Bus. An der Uni verließ sie den Bus wieder und lief schnell zu ihrem Unterrichtssaal. Sie klopfte bevor sie die Tür öffnete. „Entschuldigen sie die Verspätung, ich habe meinen Bus verpasst!“ „Nicht schlimm, setzten sie sich schnell, wir steigen gerade in das Thema ein!“, meinte der Professor. An ihrem Tisch saß ein neuer Mann. „Hallo, ich bin Lars. Ich habe mein Studienfach gewechselt und schaue jetzt mal hier rein!“, sagte er und lächelte Luna an. Sie lächelte zurück. „Ich bin Luna. Freut mich dich kennenzulernen.“ Lars war wirklich sehr nett und Luna unterhielt sich während der Stunde noch viel mit ihm. Am Ende verabredeten sie sich auf einen Kaffee am Nachmittag. Der Tag hatte sich doch noch zum Guten entwickelt.



Dienstag, 18. November 2014
Ein gewiser Grad Verrücktheit
Laut lachend tanzen sie zu der Musik des Straßenmusikers. Stehen singend im Regen und warten neben der Bushaltestelle auf den Bus. Umarmen fremde Menschen auf der Straße. Setzen sich in der Fußgängerzone mitten auf den Boden und picknicken mit ihren Starbucks Kaffees. Schminken sich in Läden mit Testprodukten. Veranstalten Modenschauen vor den Umkleidekabinen. Machen im Elektronikgeschäft Bilder mit allen möglichen Kameras und Handys. Schreien vom Dach des Kaufhauses ihre Lieblingsfarben und laufen im Winter mit Sonnenbrillen durch die Gegend.
Die Leute halten sie für verrückt. Schütteln belustigt ihre Köpfe, wenn sie an ihnen vorbeilaufen.
Ich nicht. Ich wäre auch gerne so. Ich würde gerne über die Menschen lachen, die über mich lachen. Möchte mich nicht darum scheren, was andere von mir denken und über mich sagen. Mich nicht von den Menschen ausbremsen lassen, die es selbst nie ausprobiert haben.
Ich will den Moment leben.
Alles auskosten, was man auskosten kann, das nichts kostet. Mit nichts alles machen können, Spaß haben ohne etwas dafür zu geben, nehmen, was einem niemand hinhält. Ich will aus dem Asphalt der Straße eine Sandburg bauen und die Farben des Regenbogens angeln.
Auch wenn das albern und unerreichbar klingt, ist mir egal. Weil es doch genau darum geht, aus dem Unerreichbaren das Erreichbare zu machen, aus dem Wenigen das Meiste, aus dem Schlechten das Gute, aus dem Hässlichsten das Schönste, aus dem Unwichtigsten das Wichtigste. Das ist Spontanität, das ist Freiheit, das alle glauben zu haben, nur weil sie ausgezogen sind.
Jeder strebt nach Karriere, damit sie viel Geld haben, womit sie sich alles kaufen können, was ihnen am Ende nicht mehr bringt, als der reine Besitz, weil sie denken, das macht glücklich. Das ist es was alle wollen. Glücklich sein. Aber wer ist schon glücklich, wenn er sich mit Arbeit zu häuft, Ehrgeiz durch die Luft sprüht und sich aufgibt, weil er denkt, dass er irgendwann für seine harte Arbeit mehr zurückkriegt, als bloß Geld und Ansehen. Alle denken, dass sie dadurch ihr Glück finden, dabei warten sie schon zu lange und ziehen endlose Runden in ihrem selbst gezogenen Kreis.
Ich nicht. Ich will nicht ewig warten, bis mich am Ende meines Lebens das Glück einholt, an dem ich die ganze Zeit vorbei gelaufen bin, weil ich dachte, ich habe noch nicht genug geleistet.
Ich will anders sein. Ich will, während alle vor der Flut weg zurück zum Strand laufen, ihr entgegen rennen und mit voller Wucht mitgenommen werden. Mich treiben lassen, bis ich da ankomme, wo ich nie geplant habe hinzukommen. Ich will nicht die Nacht zum Tag machen, sondern den Tag zur Nacht, in der alle versuchen, sie den Tag werden zu lassen.
„Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“, hat Erasmus von Rotterdam mal gesagt.
Ja, genau das ist es. Mal nicht nach Navigationssystem fahren, mal einen Tag nicht das Haus aufräumen und stattdessen eine Fahrradtour machen oder ausnahmsweise mal nichts tun. Einfach mal die Steuerung aus der Hand geben. Sehen wohin es einen führt. Vielleicht zum Glück, vielleicht auch nicht. Aber schaden tut es dir auf keinen Fall. Nicht, wenn du den Moment genossen hast.



Montag, 17. November 2014
Hallo
Ich heiße Alicia, ich bin 16 Jahre alt und schreibe sehr gerne kurze Texte, Artikel oder Geschichten. Hier werde ich selbst verfasste Texte hochladen, die hoffentlich etwas zum nachdenken anregen. Ich schreibe über Themen, die mich gerade bewegen und zu denen ich etwas loswerden will. Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen!